Kapitel 9

Die Bruderschaft vom goldenen See

Inhalt

Am See befindet sich ein schlossartiger Komplex, sehr groß und weitläufig angelegt ziehen sich die Trakte durch die ihn umgebenden Parks. Reichtum wird hier nicht versteckt, und Besucher, die einmal hier waren, berichten von der verschwenderischen Fülle, die die Bruderschaft dort angesammelt hat. Man trinkt aus goldenen Kelchen, schmückt Wände und Böden mit exotischen Pelzen, hält sich gar, zu Forschungszwecken, Fische in Bassins. Natürlich nur, so wird es dem Besucher jeder der Priester versichern, um sie zu studieren und nicht, um sich an ihrer schwer zu leugnenden Eleganz und ihren schillernden Farben zu erfreuen.

Über allem liegt ein fauliger Geruch. Düsternis quillt aus allen Ritzen und Ecken der Gemäuer, Verkommenheit spiegelt sich in den Gesichtern.

Diese Verschwendung schürt den Zorn der Menschen, und wenn es tatsächlich einmal jemand wagt, dagegen aufzubegehren, so ist das den Mönchen der Bruderschaft nur recht. Sollen die Menschen ihren Hass an sie verschwenden, an ihre Genusssucht und ihren verschwenderischen Prunk.

Denn dies alles ist nur eine Fassade, eine Maske, die die Blicke aller auf sich ziehen soll. Weiter im Norden, tief in den Bergen, verborgen hinter den dichten Wäldern, lauert das wahre Grauen. Die graue Eminenz hinter dem Thron, der Marionettenspieler der Bruderschaft.

Die Insektenmenschen. So lautet zumindest ein Gerücht, das sich hartnäckig hält. Wahrheitsgehalt dessen ist gleich Null, trotzdem tuschelt man hinter vorgehaltener Hand, dass die Priester der Bruderschaft eigentlich von den Heuschreckenmenschen, den Fliegengöttern oder dem Mottenkönig gelenkt werden. Beweise gibt es dafür natürlich keine, aber das hindert die Menschen nicht daran, immer neue Behauptungen aufzustellen, je abenteuerlicher, desto besser.

Geschichte

Valons Wanderungen

In der Ära der Stille zog der Wanderprediger Valon über das Land, hörte sich die Klagen der Menschen an, ihre Hoffnungen, ihre Ängste, ihre Wut. Er wurde Zeuge der ersten Begegnungen mit Meermenschen. Er besuchte alle Städte des Königreichs, jedes Dorf und jeden Hof. Alles, was er auf seinen Wanderungen sah und erlebte, führte letztendlich zu seinem Entschluss, die Bruderschaft vom Goldenen See zu gründen.

Valons Gesetze

Valon, der Wanderer, kehrte zum goldenen See zurück, nachdem er die Welt bereist hatte und Augenzeuge des Grauens geworden war, das die Meereskreaturen zu den Menschen brachten. Am Ufer des Sees, dort, wo später der Hauptsitz der Bruderschaft entstand, schrieb er seine Gesetze auf, die noch heute in dieser Form gültig sind.

Verbot des Verzehrs von Fisch und anderen Meeresfrüchten

Niemand soll das verzehren, was vom Meer ausgespien wird. Seine verdorbenen Kreaturen und schädlich den Menschen beeinflussenden Pflanzen sind zu meiden.

Verbot der Seefahrt

Es sollen keine Schiffe mehr auf das Meer hinaus fahren, ebenso wenig die Flüsse hinauf oder über Seen. Ein gesunder Abstand zu großen Wassermassen ist anzuraten.

 

Segnung des Wassers und Verbot der Verwendung ungeweihten Wassers

Es soll nur noch von der Bruderschaft gesegnetes Wasser verwendet werden. Ausnahme ist Regenwasser, das darf direkt oder, wenn es gesammelt wird, innerhalb eines Tages benutzt werden zum Bewässern von Feldern und Beeten oder zur Zubereitung von Speisen. Älteres, stehendes Wasser ist nicht zu benutzen. Es sollen reisende Priester Segnungen an Bächen und Flüssen vornehmen, um den Menschen das lebensnotwendige Wasser zu schenken. Es sollen Tempel und Schleusen errichtet werden, an Flüssen, Bächen und Brunnen, wo die Menschen gefahrlos nutzbares Wasser erhalten. Ihr Obulus dafür an die Bruderschaft wird für die weitere Bereitstellung der Dienste von Priestern und Paladinen verwendet.

Aufbau der bruderschaft

An der Spitze der Bruderschaft steht der hohe Rat, der seinen Sitz im Haupttempel am Goldenen See hat. Dieser Rat lenkt die Geschicke der Bruderschaft und bestimmt ihren Weg. Er umfasst eine schwankende Zahl von Mitgliedern, normalerweise gehören ihm zwölf Priester an. Je nach Lage der Dinge können das jedoch auch mehr oder weniger sein. Es können auch Mitglieder Teil des Rates werden, die keine Priester sind, so umfasst er auch ranghohe Paladine und Richter.

Die Mitglieder der Bruderschaft teilen sich in drei Zweige auf.

Der Zweig der Kämpfer

Um ihre Gesetze und Anordnungen durchzusetzen, benötigt die Bruderschaft einen stetig wachsenden Bestand an Kämpfern. Ihre Paladine, die durch Städte und Dörfer reisen und ihr Recht auch in die entlegensten Landesteile bringen, sind gefürchtet, ihre goldenen Brustpanzer und blutroten Umhänge sorgen stets für Respekt und Angst.
Die Kämpfer beginnen in der Regel als Knappen, können dann den Weg von einfachen Soldaten einschlagen, um als Tempelwachen oder in den Wachtrupps zu dienen. Damit haben sie ein gutes Auskommen, sind aber nicht viel bessergestellt als gewöhnliche Stadtwachen. Oder sie versuchen, den anspruchsvollsten Weg zu gehen und Paladine zu werden. Das ist schwer und nur wenigen gelingt es, aber es ist die höchste Ehre, die es zu erlangen gibt, wenn man kein Priester ist.

Der Zweig des Glaubens

Die Priester beginnen als Tempeldiener und beschäftigen sich mit dem Reinigen von Wasser, dem Kassieren der Gebühren von den Gläubigen oder dem Auswegen der Gebetshalle. Werden sie zu Akolythen, dürfen sie in den Schriften lesen, lernen zu predigen und an Ritualen teilzunehmen. Wenn sie sich als würdig erweisen, werden sie schließlich zu Priestern ausgebildet, die das Wort der Bruderschaft sprechen und in der Vor-Ort-Rechtsprechung das letzte Wort haben.

Der Zweig des Rechts

Um die umfangreiche Verwaltung abzuwickeln, die von der Bruderschaft errichtet wurde, werden zahlreiche Schreiber und Buchhalter benötigt. Darüber hinaus finden sich hier Rechtsgelehrte und Richter, die über die größeren Fälle entscheiden, die nicht durch die Priester geregelt werden können.

Fraktionen

Die Bruderschaft ist im Laufe ihrer Existenz immer weiter zersplittert. Während sie nach außen hin den Anschein von Zusammenhalt erweckt, von großer Macht und gemeinsamen Zielen, gibt es im Inneren viele Fraktionen, die ihre eigene Glaubensrichtung verfolgen. Die grundsätzlichen Gesetze, die sie vor langer Zeit erlassen haben, werden von den meisten respektiert, aber darüber hinaus gibt es unterschiedliche Meinungen darüber, was die Ziele der Bruderschaft sein sollten.

Die Seelentöter

Sie hängen dem Glauben nach, nur Stillstand könne die Welt retten. Sie will, dass alle Seelenkrieger, die Mönche des Seelenbrunnens und auch der Brunnen selbst vernichtet werden. Ihr zentraler Gegner ist der einst mächtige Rat der Weisen von Myngai.
Einer ihrer bekanntesten Anhänger ist der Paladin Friius.

Die Gemäßigten

Ihre Stimme geht oft unter, aber es gibt auch in der Bruderschaft einige, die allzu strenge Maßnahmen ablehnen und dagegen sind, dass die Paladine ganze Stadtviertel durchkämmen und vermeintlich Schuldige hängen, nur um Angst und Schrecken in der Bevölkerung zu erzeugen. Der eine oder andere hat sogar bereits erwogen, den Dialog mit den Meermenschen zu suchen und ihre Ziele zu ergründen. Das ging dann doch den meisten zu weit und diese Stimmen wurden schnell wieder zum Schweigen gebracht.

Die Radikalen

Alles und jeder hat sich dem Willen der Bruderschaft zu deuten, jeder, der ausschert, ist eine Gefahr für den Fortbestand der Menschen. Die Weisheit des hohen Rates ist unangefochten und ihre Anordnungen sind unbedingt zu befolgen. Jeder, der Zweifel sät, ist ein Feind!

Orte ihrer Macht

Der Palast am Goldenen See

Hier residiert die Bruderschaft. [ wird bald ergänzt ]

Der Palast der Gerechtigkeit in Alaris

Ein eindrucksvolles Bauwerk, in dem der Großteil der Administration des Königsreichs stattfindet. Ebenfalls fällen hier die Gerichte ihre Urteile.
Die spektakulärsten Strafen sind dabei entweder die Einkerkerung in der Wand der Seufzer oder die Hinrichtung am Schlund.
Die weit geschwungene Brücke der Verzweiflung verbindet diesen Palast mit den nördlichen Viertel von Alaris. Am Fuße des mächtigen Felsen, auf dem das Gebäude errichtet wurde, erstrecken sich weitläufige Sümpfe, deren schwarzes Wasser auch an den Fuß der Klippen schlagen, auf denen die nördliche Stadtmauer von Alaris verläuft.

Die Wand der Seufzer: Im Fels unterhalb des Palastes der Gerechtigkeit befinden sich zahlreiche roh behauene Zellen. Diese Arresträume sind zur Felswand hin offen, so dass der Weg für allerlei Getier, das in den Sümpfen unterhalb sein Unwesen treibt, frei ist. Oft werden diese Zellen für Bewährungsstrafen verwendet: Überlebt man eine festgelegte Anzahl von Tagen in einer der Zellen, so ist man frei. Doch so einfach das klingt, so selten ist es, dass jemand aus einer dieser Zellen zurückkehrt. Die meisten werden von klauenbewehrten Armen in die Tiefe gezogen und verschwinden in den schwarzen Wassern der Sümpfe. Ihre Schreie stören häufig die Nachruhe der Bewohner nördlicher Viertel.