Kapitel 8

Sitten & Gebräuche

Inhalt

Grabfeuer

In Faar ist es üblich, die Toten zu verbrennen und ihre Asche zu verstreuen. Erdbestattungen gab es in der Vergangenheit in manchen Gegenden ebenfalls, davon zeugen alte Gräberfelder. Häufiger anzutreffen sind auch alte Grabgwölbe, in denen man die Toten zur Ruhe gebettet hat.
Seit die Bruderschaft ihre Gesetze eingeführt hat, die Angst vor den Tiefen des Meeres schürt und die Vögel zum Symbol des freien und guten Lebens geworden sind, werden solche Bestattungen kaum noch durchgeführt. Stattdessen soll die Seele der Verstorbenen mit dem Rauch in den Himmel steigen und dort frei sein, ohne dass womöglich Geisterbeschwörer oder andere finstere Mächte sich ihrer bemächtigen können, sie in Gefäße sperren oder für ihre unsäglichen Schöpfungen missbrauchen.

Vögel

Im Glaubenskonzept der Bruderschaft vom Goldenen See sind Vögel aller Art heilige Tiere. Sie verkörpern das Gegenteil zu den dunklen und bedrohlichen Lebensformen, die aus dem Meer, also aus der Tiefe kommen. Der Himmel ist sozusagen der Gegenpol zu den verdorbenen ozeanischen Tiefen.
Wenngleich Vögel somit gut behandelt werden, es zahlreiche Vogelzüchter und -händler in den größeren Städten gibt, insbesondere in Alaris, so werden sie auch für Kämpfe eingesetzt. In den entsprechenden Arenen müssen die Tiere gegeneinander antreten und hacken mit geschärften Schnäbeln und Krallen aufeinander ein. Es gilt für ein Tier als ehrenvoll, in solch einem Kampf zu sterben. Naturgemäß können Vögel aber mit solchen Ehrbegriffen nicht viel anfangen, und es mehren sich Stimmen, die das Wohl der Tiere gefährdet sehen. Zumal die Kämpfe immer weniger rituellen Charakter haben, sondern zu Spektakeln verkommen sind, bei denen um viele Münzen gewettet wird.

Türme

Türme sind als Bauwerke sehr beliebt, da sie, ähnlich wie Vögel, das Streben gen Himmel, zur Freiheit und Reinheit, symbolisieren. Baumeister versuchen regelmäßig, sich mit noch gewagteren und höheren Bauwerken zu übertreffen. Nicht selten stürzen diese hochfliegenden Träume bereits in sich zusammen, noch während sie errichtet werden. Meist verschwindet dann ein ganzes Stadtviertel in Rauch und Trümmern. Dennoch ist der Ruhm, der für ein gelungenes Bauwerk zu ernten ist, den Schöpfern das Risiko wert.

Arenen

Überall im Land gibt es große und kleine Arenen. Meist werden dort Kämpfe zur Unterhaltung der Bevölkerung abgehalten, oft aber auch, um einen Disput zwischen zwei Parteien zu regeln. Dann treten Stellvertreter gegeneinander an, um auf diese Weise Recht zu sprechen. Dabei kommt es in der Regel darauf an, wie viel Geld zur Verfügung steht, um einen Kämpfer anzuheuern. Es gibt sogar einige alte, kampfmüde Seelenkrieger, die sich für solcherlei Duelle verdingen.
Zu diesen Ereignissen gesellt sich in der Regel ein großer Markt, auf dem die Zuschauer sich mit Verpflegung eindecken können, Wetten abschließen oder die Kämpfer besichtigen können.
Die größte Arena gibt es in Alaris, ein weites steinernes Rund, in dem auch Gruppenkämpfe oder Tiere präsentiert werden. In anderen Städten sind die Kampfplätze oft kleiner, vielerorts haben sich die Spektakel in Hinterhöfe oder Keller verlagert, um »echte« Kämpfe zu sehen, und nicht welche, die von der Bruderschaft manipuliert wurden.

Der Kult der Stille

Es gibt eine Gruppierung, die nicht besonders bekannt oder zahlreich ist, die ihre eigene Idee hat, wie der angeblich bevorstehende Untergang des Reiches, das Versinken der Landmasse im Meer, verhindert werden kann. Stillstand. Jede Veränderung ist zu vermeiden, Routine und Gleichförmigkeit sind der Schlüssel zu einem Leben in Demut, das auch die Natur beruhigt und dem Land Frieden schenken soll.
Seekreaturen sind auch bei ihnen verhasst, das Meer, das Wasser mit seinem Fließen und seiner ständigen Bewegung sind für sie Symbole des Unheils, des Bösen, das die Menschen aus der ihnen zugedachten Position herausreißen will.
Vögel sind ihnen ebenfalls zu flatterhaft. Ob der wachsende Wald ein gutes Zeichen ist, wird diskutiert. Ein Teil der Gruppe hält die mächtigen Bäume mit ihren starken Wurzeln für eine gute Kraft, die das Land festigt und gegen das Abrutschen sichert. Andere glauben das nicht, die Flüchtlingswellen und die Überwucherung der Felder, die von dem Wald verursacht werden, sind ihnen „zu viel Veränderung“, sie bringen ihrer Ansicht nach das Land nur noch mehr aus dem Gleichgewicht.
Es gibt in dieser Gruppe auch strenggläubige Mönche, die ein Schweigegelübde abgelegt haben. Generell befürwortet man leise Lösungen.

Der schlafende König

Wäre der König nicht in seinen ewig scheinenden Schlaf gefallen, hätte die Bruderschaft sicher nicht so einfach an die Macht kommen können. Aber dieses Ereignis spielte ihnen hervorragend in die Hände, böse Zungen behaupten, dass der Schlaf gar von den Priestern der Bruderschaft höchstpersönlich verursacht wurde. Solche Zungen wurden in der Folge jedoch meist abgeschnitten.
Ein Glaube, der zunehmend Anhänger findet, trägt das Andenken an den König in Ehren. Man hofft auf das baldige Erwachen des rechtmäßigen Herrschers, um das Reich von Faar von den zahlreichen Bedrohungen zu erlösen, die an seinen Grenzen aus allen Richtungen drohen. Die Gläubigen vertreten die Ansicht, dass die Meermenschen und alles übrige, was den Menschen an Prüfungen gestellt wird, den Träumen des schlafenden Königs entspringt. Die Anhänger dieser gewagten Theorie sind als „Die Jünger des Traums“ bekannt.

Gebräuchliche Drogen

Schwarzblatttee

Eine in der Wirkung sanftere Droge als Dornkiel, trotzdem nicht weniger suchterzeugend.
Der Tee wird aus den namensgebenden Blättern des Schwarzblattbusches gewonnen, die vornehmlich in Myngai verbreitet sind. Die Droge wird wie ein gewöhnlicher Tee zubereitet und getrunken. Es ist auch möglich, die Blätter zu kauen, die Wirkung wird dann jedoch ungleich stärker.
Die Wirkung einer durchschnittlichen Dosis hält etwa zwei Stunden an (regeltechnisch 1W6/2), der Konsument leidet dabei unter Halluzinationen, fällt oft in einen tiefen, traumdurchwobenen Schlaf.
Kontinuierlicher Genuss des Tees bringt leichten körperlichen Verfall mit sich, ist dem regelmäßigen Benutzer aber in der Regel nicht stärker anzumerken als im Falle von Alkoholgenuss.

Dornkiel

Gewonnen aus den Gräten der Flusswarfe, karpfenartiger Fische aus den Flüssen von Faar. Dornkiel ist sehr stark suchterzeugend, bereits nach der ersten Verwendung setzt das Verlangen ein.
Von der Bruderschaft werden Händler und Konsumenten von Dornkiel streng verfolgt, weil die Herkunft der Droge natürlich gegen ihre Gesetze verstößt.
Trotzdem gibt es in den südlichen Vierteln von Alaris, ebenso wie in Kath oder Kyra, zahlreiche geheime Treffpunkte und Händler auf den Straßen.

Ester

Eine harzartige Substanz, die getrocknet und zu Pulver verarbeitet wird. Dieser gelbe Staub ist sehr wertvoll, weshalb diese Droge begehrt bei Schmugglern ist. Kunden sind derweil hauptsächlich in wohlhabenden Kreisen zu finden. Gerüchten zufolge nutzen auch die Priester der Bruderschaft das Ester bei verschiedenen Zeremonien. Es kann Visionen erzeugen, in vielen Fällen versetzt es die Konsumenten aber in eine Art „Berserker-Modus“.