Kath – Stadt am Meer

An der stürmischen Küste von Faar, dort, wo das Bett des Ozeans von hunderten Riffen zerschnitten ist, wo sich Dutzende Inseln aufreihen und Wellen und Gischt trotzen, liegt Kath. In einer engen Bucht, dicht bewaldete Berghänge im Rücken, blickt die Stadt aus ihren dunklen Fenstern auf das Meer hinaus. Die Häuser sind schmal und eng, ihre Mauern rußgeschwärzt. An der Einfahrt zur Bucht thronen zwei Türme, von denen einer bereits geborsten ist. Kein Schiff läuft hier mehr ein, seit die Bruderschaft an der Macht ist. Die Felsen über dem  schmalen, knochenweißen Strand werden gemieden.

Betritt man die Stadt, empfangen einen hohläugige, ausgehungerte Gestalten, die in den Gassen und vor den Toren leben. Bettler und Ausgestoßene, wie man sie überall findet, doch in erschreckend großer Zahl. Ganze Familien leben in den Wäldern, die bis dicht an die Stadt reichen. Doch in den Mauern der Stadt herrscht noch mehr Leben, auch wenn ein beständiger Schatten über dem Treiben liegt. Farbige Gewänder scheinen zu verblassen, sobald man mit ihnen die Gassen von Kath betritt. Über den Märkten schwebt ein verschwörerisches Flüstern, nur einzelne heisere Rufe erinnern an die vor Leben überquellenden Plätze von Alaris. Obgleich dies eher eine Frage der Mentalität ist, oder der verbreiteten Angst, denn Armut herrscht hier nicht. Nicht auf den Tischen und in den Börsen der Händler.

Ein modriger Geruch ist der ständige Begleiter in Kaths Mauern. Er wird vom Wind über die Bucht getragen, dazu werden tote Algen, Muscheln und Tang durch die Meerenge geschwemmt. Möwen sind zahlreich hier, finden sie doch reiche Beute, auch wenn die Fischer und ihre Boote nur noch eine Legende aus vergangenen Tagen sind.

Die Handelspfade, die nach Kath führen, sind ausgetreten, hier herrscht ein ständiges Kommen und Gehen. Die Stadt am Meer ist auf den Handel angewiesen, das Salzwasser und das Holz der Wälder bergen nur wenig Reichtum und noch weniger Nahrung.

Die ausgehungerten Bewohner der Stadt kaufen den Händlern nahezu alles ab, was sie herbeischaffen. Sie zahlen mit dem einzigen, was Kath reich macht: Salz. Nicht aus dem Meer gewinnen sie es, das wäre der Bruderschaft sicher ein Dorn im Auge und längst hätte eine Abordnung von Ordenskriegern die Stadt niedergebrannt angesichts solchen Frevels. Nein, sie graben danach in den Höhlen unter den Wäldern. Reiche Vorkommen finden sich in den tiefen Stollen, und die Fürsten von Kath – eine zwielichtige Bande von Verbrechern, die zur rechten Zeit ihre Pfründe hier gesichert hat – beschäftigen fast ebenso viele Wachleute wie Bergarbeiter.

Dies ist der einzige Ort auf dem ganzen Kontinent, wo bislang Salz gefunden wurde, und allein dieser Glücksfall bewahrt die alten Mauern Kaths davor, verlassen am Ufer des Ozeans zurückzubleiben, um auszubleichen und zu modrigen Stümpfen zu vergehen.

Gerüchte sind zu hören, dass man hier, um Hungersnöte zu verhindern, auch die Regeln der Bruderschaft bricht und sich dem Meer und seiner Ernte zuwendet, doch Belege dafür gibt es bislang nicht. Dennoch sorgen diese Vermutungen dafür, dass sich regelmäßig Mönche der Bruderschaft hierher verirren, um ein Auge auf das Treiben der Einwohner zu haben.

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